Neubau der jetzigen Cyriakus-Schule

… Alle bisherigen Provisorien fanden ein glückliches Ende mit dem Neubau der jetzigen Cyriakus-Schule 1956. Eine weitsichtig denkende Gemeindevertretung und eine tatkräftige Verwaltung hatten trotz großer Finanzierungsprobleme frühzeitig die Weichen dafür gestellt. Bis dahin waren nach dem Kriegsende schon drei Schulgebäude in Bottrop neu errichtet worden: Schule Welheimer Mark, Konradschule und Liesenfeldschule.

Die Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs durch die Stadt Bottrop am 19. März 1953 hatte das Preisgericht vor eine schwierige Aufgabe gestellt. Der ausgesetzte 1. Preis über 4.400 DM wurde nicht vergeben. Der 2. Preis über 3.000 DM wurde an den jungen Bottroper Architekten Dipl-Ing. Wilhelm Pesch, selbst ein früherer Schüler der alten Cyriakusschule, vergeben. Die Freude über die Vergabe des Auftrages an einen Sohn der Stadt war auch deswegen ungeteilt, weil der Vater des Architekten als Lehrer an der Cyriakusschule wirkte.

Am 16. Februar 1954 wurde der Bauplatz abgesteckt, und am 15. März begannen die Ausschachtungsarbeiten. Die Arbeiten gingen zügig voran, so dass schon am 4. August der Richtkranz über dem neuen Schulgebäude wehte.

„Nun Maurer kommt und mauert aus, denn Gottes Segen ist im Haus.“

Nach diesem Spruch des Altgesellen war Ratsherr Oppermann als Vertreter des Bauherrn an der Reihe. Zwar brauchte er 28 Schläge, um den letzten Sieben-Zöller ins Gebälk zu schlagen, doch schließlich war dieser unter dem Beifall der Beteiligten glücklich versenkt. Nun konnte die letzte Etappe der Bauarbeiten beginnen. Am 20. Juni 1955 war das Werk vollendet.

Festliche Stunde

In der Aula der Schule hatten sich die Vertreter des Rates und der Verwaltung der Stadt sowie der Kirchen zum Festakt versammelt. Ein großer Tag war es nicht zuletzt für die anwesenden Lehrer und die Eltern aus der Schulpflegschaft.

Für die Kommunalpolitik sprach Oberbürgermeister Ernst Wilczok. Historisch zutreffend, nannte er die Cyriakus-Schule: älteste Schule Bottrops. Seiner Rolle als politischer Repräsentant der Gemeinde gerecht werdend, skizzierte er die Entwicklung des Bottroper Schulwesens insbesondere unter Verweis auf die rapide Entwicklung des örtlichen Schulwesens vor dem 1. Weltkrieg im Zusammenhang mit der industriellen Entwicklung der Stadt. Er konnte auf die erfreuliche Absenkung der Klassenfrequenz auf durchschnittlich 39,6 Schüler verweisen – ein Ergebnis der nach dem Zusammenbruch 1945 unternommenen Anstrengungen, die Schulsituation in Bottrop schnellstmöglich zu normalisieren. Die Schule dürfe, so seine Mahnung, nicht in den politischen Meinungsstreit hineingezogen werden; vielmehr solle sie die Werte christlich-abendländischer Überlieferung pflegen.

Beigeordneter Jülich als Schuldezernent sah mit dem Schulsystem der Nachkriegszeit das Ziel erreicht, allen Schülern die gleichen Bildungschancen zu garantieren. Der früher deklassierte 4. Stand habe in der westlichen Nachkriegsdemokratie seine volle Gleichberechtigung erreicht.

Das Foto zeigt, wem die Schule wirklich gehört; den dort in der Pause fröhlich spielenden Kindern und ihren Lehrern.

 

Den historischen Bezug zur ersten Schulgründung im 17. Jh. stellte für die „alte Cyriakus-Muttergemeinde“ Propst Fritz Dickmann her, indem er seiner Freude darüber Ausdruck gab, dass die Gemeinde jetzt wieder ein eigenes Schulgebäude habe.

Als Schmuck auf der Klinkerwand über dem Haupteingang der Schule (nachfolgendes Foto) hat der Bildhauer Hans Glebocki eine Plastik aus Bandeisen gestaltet, die den Schutzpatron der Schule, den hl. Cyriakus, mit lesenden, helfenden und spielenden Kindern zeigt. Ganz oben links im Bild sieht man einen stürzenden Engel, der das Böse symbolisiert.

 

Normalerweise wird der Heilige in Bildern und Skulpturen mit einem hässlichen Drachen oder wurmartigen Ungeheuer dargestellt denn die Legenda Aurea erzählt dass Cyriakus einst die Tochter des römischen Kaisers von einem quälenden Dämon befreit hätte. Der Bezug zu Kindern wird aber auch durch die legendären Vierzehn Heiligen, zu denen Cyriakus zahlt, hergestellt. Dieses Heiligen-Kollegium wird in der Volksfrömmigkeit in allen denkbaren Fällen körperlicher und seelischer Leiden um Hilfe angerufen. Der Künstler sieht den hl. Cyriakus als Beschützer und Helfer aller Kinder dieser Weit und so auch der Kinder an dieser Schule. Ihre verschiedenen an der Wand dargestellten Tätigkeiten sollen verdeutlichen, dass das spielerische Element wie auch praktisches Tun wichtig sind für die Vermittlung von Wissen und Bildung.

 

Dass Kunst zum Leben gehört, wird den Kindern schon beim Betreten der Schule im Eingangsbereich vermittelt. Der Essener Bildhauer Röwer, hier beim Anbringen der Plastik, hat die Wände mit figurenreichen, farbigen Szenen einfallsreich gestaltet.

Der kindlichen Neugier und Entdeckerfreude wird viel geboten. Fantasiereich gestaltete Märchenfiguren und -szenen an der rechten Wand im Foyer der Schule begrüßen jeden Morgen aufs Neue die Grundschulkinder."


aus: „Stadtarchiv 2007: Geschichtsstunde, Heft 8, Cyriakus-Schule 355 Jahre“, Seite 116ff